Thomas Werner
VIA
Jul 16—Sep 3 2022
Mit VIA zeigt Thomas Werner vom 16. Juli bis 3. September Bilder seiner neuen Serie, die 2021 und 2022 entstanden ist. Die Materialität wie auch das Format und die künstlerische Strategie der Arbeiten reihen sich in die wiederkehrende Herangehensweise ein, die Thomas Werner schon Ende der 90er-Jahre in seiner Photoshop-Serie formuliert hat. War seine Arbeitsweise zu dieser Zeit noch von Ergebnisoffenheit geprägt, basiert der ausgestellte Werkzyklus auf Entwürfen, der bei aller Absicht noch Spielraum zur Ausarbeitung im Prozess offen lässt.
Zwölf überlebensgroße Figuren bestreiten in VIA den Weg im Bild- und Ausstellungsraum der Galerie Grässlin als eine Art Rundgang ohne klar definierten Anfangs- und Endpunkt. Das Format der Papierarbeiten lässt an die Größe von Werbebannern denken, welches die Figuren nicht etwa monumental, sondern vielmehr eigenartig vertraut erscheinen lässt.
Die Bildmotive basieren auf Personen oder den Eindrücken von eben diesen, die er im Alltag und dem Internet findet, und lassen sich als weiblich, männlich, geschlechtsneutral oder auch als grotesk lesen. Tituliert sind die Arbeiten mit Anfangsbuchstaben, die stellvertretend für Namen stehen und durch ihre Rezeption eine Art Subjektivierung erfahren. Allesamt in ihrer Bewegung zur rechten Seite orientiert, laufen sie aus dem Bildraum heraus und damit Gefahr im nächsten Moment zu verschwinden. Im Ausstellungsraum arrangiert, provozieren sie eine Positionierung der eigenen physischen Bewegung und des persönlichen Weges.
Eine Art Bruch markieren in der Ausstellung, die sonst primär in warmen Farben gehaltenen ist, die Arbeiten mit den dunklen Figuren, die an Flucht, Gefahr und Tod erinnern. In ihnen formuliert sich der Weg von der Via Veneto zur Via Dolorosa am prägnantesten.
Katharina Baumecker