Stefan Müller
Jul 17—Aug 28 2021
Die Galerie Bärbel Grässlin zeigt vom 17. Juli bis zum 28. August 2021 neue Bilder von Stefan Müller. Im Zentrum seiner künstlerischen Auseinandersetzung steht die Beschäftigung mit Malerei und die Frage, was diese nach den Fragestellungen der Konzeptkunst und der Minimal Art formal gegenwärtig noch bedeuten kann. Seine Bilder sind direkt und wirken vordergründig leicht. Eher als innere Haltung manifestiert sich der Habitus der größtmöglichen Freiheit und der gleichzeitigen Notwendigkeit in seiner Kunst, indem er seinen Bildern immer wieder neu gegenübertritt. Die Ambivalenz zwischen der großen Geste der Malerei und ihrer gleichzeitigen Zurücknahme lässt Bilder entstehen, die einen Dialog über Fragen des Genres herausfordern. War seine Arbeitsweise gekennzeichnet von Reduktion in der Malerei-, Motiv- und Farbwahl, zeichnen sich seine neuen Bilder durch eine malerische Komplexität aus. Das Bild „Snow is falling in Manhattan“ erinnert noch an die alte Arbeitsweise mit Bleiche auf unbehandelter Leinwand. In der Akzeptanz des eigenen Haderns und im Aushalten etwaiger Unsicherheiten wird Müllers entschlossener künstlerischer Umgang mit seinen Bildern zu einer äußerst menschlichen Herangehensweise. Seine Bilder fordern ihn immer wieder neu, kontrolliert und intuitiv reagiert er in der Gegenüberstellung auf den Malgrund. Die Oberflächen scheinen größtenteils geschlossen. Überlagernde Farbschichtaufträge bewirken dadurch eine vielschichtige Plastizität des Malgrundes und lassen dabei Spuren der einstigen Malschicht und Vergangenheit eines Bildes durchschimmern und erahnen. Das Bild verlangt den Fokus des eigenen Blicks immer wieder neu einzustellen und das leichte Flirren anzunehmen. Große, gestische Linien lassen an einen Tanz vor der Leinwand denken, Fingerspuren im direkten Farbauftrag bezeugen eine direkte körperliche Auseinandersetzung mit dem stofflichen der Leinwand und der Auftrag der Malschichten geht einher mit der Sinnlichkeit des Malprozesses und der zutiefst existenziellen Auseinandersetzung Müllers mit dem malerischen Medium.
From July 17 to August 28, 2021, Galerie Bärbel Grässlin will be showing new paintings by Stefan Müller. At the heart of his creative journey is a preoccupation with exploring painting and the question of what it can still mean formally in the present day in light of the questions raised by Concept Art and Minimal Art. His images are direct and appear at first sight to be straightforward. The thrust of greatest possible freedom and simultaneous necessity manifest in his art attests to a specific inner stance, brought about by his continually confronting his paintings anew. The ambivalence between the grand gesture of painting and its simultaneous restraint gives rise to images that prompt a dialogue on questions of genre. While his working method was formerly characterized by reduction in the choice of painting, subject matter and color, his new images are notable for their pictorial complexity. The work “Snow is falling in Manhattan” still recalls the old approach, using bleach on untreated canvas. In his acceptance of his own struggles and in enduring any uncertainty, Müller’s decisive creative treatment of his images becomes an extremely human approach. His paintings challenge him time and again, and with control and intuition he reacts when confronting the pictorial surface. The surfaces appear largely sealed. Overlapping layers of paint thus effect a multi-layered plasticity of the painting surface and at the same time permit traces of the former layer of paint and the past of an image to shimmer through and be guessed at. The painting demands that we constantly readjust the focus of our gaze and absorb the gentle flickering. Large, gestural lines are reminiscent of a dance before the canvas, while finger marks in the direct application of color speak of direct physical engagement with the material nature of the canvas. At the same time, the application of layers of paint goes hand in hand with the sensory appeal of the painting process and with Müller’s profoundly existential engagement with the pictorial medium.
Text: Katharina Baumecker
Translation: Dr. Jeremy Gaines