Secundino Hernández
POLVAREDA
Mar 12—Apr 16 2016
Der spanische Künstler Secundino Hernández zeigt in der Galerie Bärbel Grässlin seine Ausstellung POLVAREDA (Staubwolke). Zu sehen sind großformatige Malereien, die aussehen, als hätte sich ebendieser Staub gerade gelegt, als wäre die Wolke weitergezogen und hätte ihre Kraft auf der Leinwand entladen.
Eine Metapher, die von Hernández’ komplexem Malprozess getragen wird. Dieser ist ein Geben und Nehmen, ein Arbeiten mit, für und gegen die Leinwand. So wird die erste, grundierende Farbschicht im nächsten Arbeitsschritt mit einem Hochdruckreiniger teilweise abgetragen, um den Hintergrund für die nachfolgenden abstrakten Formen vorzubereiten. Schraffierte Farbflächen bespielen die Farbschollen der Grundierung, die sich noch auf der Leinwand halten konnten. Auch ihnen wird zu Leibe gerückt, ihr Fluss gestoppt, ihre Energie ausgebremst, ihre allzu luftig auslaufenden Felder mit dem Spachtel wieder in ästhetische Grenzen verwiesen. Was dadurch entsteht ist eine intensive optische Verbindung zum Bildträger, die so sehr in die Tiefe des Bildraumes weist, dass die skizzenhaften nervösen, aber präzise gesetzten Linien an dessen Oberfläche aus ihm herausweisen – so luftig und greifbar, dass nur die teilweise Füllung ihrer Innenflächen sie wieder an die Leinwand bindet.
Die neuen Bilder, die Hernández für die Ausstellung POLVAREDA hergestellt hat, thematisieren die Geschichte der Malerei, indem sie die Tradition der Affichisten aufgreifen. Sie zerschnitten und zerrissen einst mehrschichtig angebrachte Plakate im öffentlichen Raum. Ihre Arbeit war politisch, rebellisch und gleichzeitig malerisch. Hernández nimmt ihre Formsprache in seinen neuen Arbeiten auf, reduziert sie auf Form, Farbe, Fläche und Linie und lenkt so das Augenmerk auf den Gestus, auf das Graben, Schleifen, Kratzen und Reißen, das seinen neuen Bildern ihre Energie gibt.
Text: Marina Rüdiger
Galerie Bärbel Grässlin is hosting an exhibition by Spanish artist Secundino Hernández entitled POLVAREDA (Dust cloud). On display are large-format paintings that look as if the dust had only just settled, as if the cloud had moved on having first discharged all its content on the canvas.
It is a metaphor driven by Hernández’ complex method of painting. This hinges on a process of give and take, of work with, for and against the canvas. The first coat of color as grounding is then in part removed using a high-pressure washed and thus prepared for the abstract shapes that follow. Hatched color fields then invade the patches of colored grounding that succeeded in keeping their place on the canvas. And then they, too, get attacked, their flow stopped, their energy braked, their all too airs fields knifed back into aesthetic limits. The result is an intense visual link to the medium that points so deeply into the pictorial space that the sketchy, nervous but also precise lines on its surface point away from it; so airy and yet so tangible that only the partial filling of their inner fields bonds them with the canvas again.
The new paintings that Hernández has created for the POLVAREDA exhibition highlight the history of painting by returning to the affichiste tradition. Members of the latter movement cut or tore up posters that had been glued in several layers in public spaces. The project was political, rebellious and yet painterly. In his latest pieces, Hernández follows their formal vocabulary, reducing his images to shape, color, surface and line, and thus focusing attention on the gesture, on the digging, grinding, scratching and tearing that imbues the images with their energy.
Text: Marina Rüdiger
Translation: Jeremy Gaines