Galerie Bärbel Grässlin

Michael Beutler

May 20Jun 24 2017

Im Mittelpunkt von Michael Beutlers Arbeiten steht stets eine Protomaschine, mit der Materialien bedruckt, geknäult, umwickelt, gefalzt oder gewebt werden. Mit ihnen produziert er Installationen, die Architekturen betonen, kommentieren, neue Aspekte sichtbar machen. Steht die Maschine still, wird sie selbst zum skulpturalen Element der Gesamtinstallation und bezeugt den Produktions-prozess. In der aktuellen Ausstellung in der Galerie Bärbel Grässlin ist die Situation nun umgekehrt. Hier zeugen Skulpturen, Materialien, Skizzen, Modelle und Fragmente von abgeschlossenen, zukünftigen und potentiellen Arbeiten.

So wird etwa der Galerieraum durch Michael Beutlers Skulpturen aus Papierwürsten strukturiert. Sie bestehen aus zu Quadern komprimierten Papieren, die über die letzten drei Jahre bei seinen Ausstellungen in Brüssel, Nottingham und Bristol mit Hilfe einer Apparatur, die an einen horizontalen Rammbock erinnert, produziert wurden. An der Rückwand des Galerieraumes sind Entwürfe, Materiallisten, Ablaufpläne und Konzeptskizzen auf Papieren zu sehen, die ebenfalls in Nottingham entstanden sind. Auch tummeln sich im Raum Lampen, deren Füße mit Garn umwickelt sind, wie Michael Beutler es schon bei einer seiner ersten Einzelausstellungen 2003 in der Galerie Michael Neff gemacht hat. Das Papier der Lampenschirme wurde während eines Workshops in Japan ebenfalls mit Hilfe einer eigens entwickelten Druckmaschine produziert. So funktioniert die Ausstellung nicht als Rückblick auf Maschinen, Raumkonstruktionen und Arbeiten, die bereits realisiert wurden, sondern macht vielmehr das gleichzeitige Vor- und Zuhandensein seiner Techniken und Materialien sichtbar.

Michael Beutler bespielte letztes Jahr mit seiner Ausstellung Moby Dick die Haupthalle des Hamburger Bahnhofs in Berlin. In diesem Sommer nimmt er zum ersten Mal an der Biennale in Venedig teil. In einem der oberen Kuben der Galerie befindet sich das Modell für die in Bassins schwimmende Werfthalle, die er dort im Außenbereich des Arsenale realisierte. Der gesamte Bau ist, entsprechend japanischer Bauphilosophie, ohne Verwendung von Nägeln oder Schrauben zusammengefügt. Seine Dimensionen lassen sich anhand der Fassadenfragmente nachvollziehen, die an den Glasscheiben des Raumes lehnen. Die Wände des Gebäudes sind aus dünnen Holzstreifen gewoben, die das Licht und die Luft hindurchlassen. So wurde nicht nur verhindert, dass sich das schwimmende Haus durch den Wind zu stark bewegt, es wird auch eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum hergestellt.                                                

Text:  Marina Rüdiger