Markus Oehlen
Bilder von 2014
Nov 7—Jan 10 2015
Ab dem 07.11.2014 zeigt die Galerie Bärbel Grässlin Bilder von Markus Oehlen. Dreidimensional wachsen sie dem Betrachter entgegen. Auf multiplen Ebenen tummeln sich hier greifbar anmutende Formen mit graphischen Fragmenten aus der alltäglichen- und digitalen Bildwelt. Sie überschneiden einander, ohne sich gegenseitig vollständig zu verdecken. Getrennt sind sie teilweise durch linierte Schleier - Interferenzen, die den Durchblick brechen und ein digitales Rauschen generieren.
Die flirrenden Schleier aus hochfrequent vibrierenden Linien erzeugen ein Moiré, das dem Spannungsfeld zwischen konkreter und abstrakter Form den angemessenen Hintergrund bietet. Dieser Widerstreit der Formen verweist auf den malerischen Diskurs, der am Anfang Markus Oehlens Karriere stand. Er brach mit den Dogmatismen der 60er und 70er Jahre, die der Immaterialität und der reinen Form des Kunstwerkes entgegenstrebten. Eine neue Art der selbstbewussten, farb- und raumgreifenden Malerei entstand, die sich den repressiven kopflastigen Zwängen widersetzte. Jedoch wird an Markus Oehlens Malerei sichtbar, dass er nicht zu denjenigen gehört, die einem unbekümmerten Überfluss Raum geben wollen. Reflektiert verhandelt er auf der Leinwand Fragen nach dem Verhältnis zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen analogen und digitalen Bildgebern.
Neu in den aktuellen Bildern von Markus Oehlen ist, dass dem Auge scheinbar ein Punkt gegeben wird, auf dem es sich ausruhen kann, denn das Zentrum des Bildraums bleibt leer. Doch trügt der erste Eindruck, denn die augenscheinliche Freifläche funktioniert wie ein Blitzlicht, das dem Betrachter entgegenschnellt. Es entsteht eine aufgeladene Projektionsfläche, die Fragen nach ihrem Ursprung und damit dem Standpunkt des Künstlersubjekts aufwirft, das sich hier selbst überblendet. Die Wolke, die den ausgebrannten Bildmittelpunkt beschreibt, nimmt alles mit - der Punkt mit der zumeist höchsten Informationsdichte wird gelöscht. Hier wird das Thema der Malerei, die sich selbst auflöst, auf die Spitze getrieben und der Betrachter wie eine Motte in das Epizentrum dieses Diskurses gelockt.
Text: Marina Rüdiger