Ika Huber
Mäander
Jan 17—Feb 15 2020
Flüsse suchen sich ihren Weg, sie waschen weiche Böden aus und ändern ihre Fließrichtung, wenn sie auf widerständige Untergründe oder abschüssiges Gelände treffen. Mäander sind die Schlingen, die Flüsse dabei in die Landschaft prägen. Ihr Ziel ist das Meer oder eine Mündung, ihr Weg ist ihre Gestalt.
Im Hauptraum der Galerie ist eine Gruppe der Serie Mäander zu sehen, die der Ausstellung ihren Titel gibt. Die Motive der acht Leinwände werden von einer leichten Untermalung getragen, die durch ihren vehementen Duktus besticht. Einige Formen winden sich auf diesem Grund, andere schreiben sich mit kräftiger Schraffur darin ein. Die Motive scheinen zu schweben und geben so den Bildern ihre ganz eigene Räumlichkeit. Dass Ika Hubers Motive in der Natur wurzeln, legen nicht nur die Farbigkeit und der organische Strich der Serie Mäander nahe. Die gegenüberliegenden Kuben im Vorraum der Galerie geben einen Einblick in das Spektrum dieser Auseinandersetzung. Hier stehen die figürlichen Arbeiten Mayblossom aus den siebziger Jahren den neuesten abstrakten Gemälden gegenüber. Auch wenn das Motiv der frühen Arbeiten sehr nah am Objekt ist, wirkt die Ausformulierung spielerisch. Die großen Querformate lösen sich nicht nur vom Motiv, der dynamische feurige Strich erzählt auch von einer anderen Natur, die dem Menschen unberechenbar und wild entgegentritt.
Veit Loers sprach 1991 anlässlich Ika Hubers Ausstellung im Kasseler Kunstverein darüber, wie der Wechsel der Jahreszeiten sichtbar macht, dass in der Natur vergängliche Formen stabilen gegenüberstehen. Die Bronzegüsse der Serie Roots greifen diesen Gedanken auf. Die Wurzeln, die abgetrennt vom Baum in der Erde verrotten würden, sind durch das Metall in eine ewige Form gebannt, sie bilden den ruhenden Gegenpol zu der Bewegung, in die die Malerei den Raum versetzt.
Marina Rüdiger