Galerie Bärbel Grässlin

Heimo Zobernig

May 4Jun 22 2019

Heimo Zobernig setzt sich in seiner Arbeit intensiv mit der Präsentation von Kunst auseinander und thematisiert den zeitgenössischen Skulptur- und Malereibegriff. So sind auch seine Malereien Reflexionen dessen, was Malerei ist. Die Serie der REAL Malereien etwa zeigte ebendiese vier Buchstaben formatfüllend und damit den Bildinhalt als das, was er ist – Realität, nicht etwa das Abbild von etwas und auch keine Abstraktion, sondern Schrift als Bild. Die Schrift als Bild stand schon in Heimo Zobernigs letzter Ausstellung in der Galerie Bärbel Grässlin im Mittelpunkt. Zu sehen waren damals Gemälde, auf denen die Bezeichnung ihrer Bemalung gemalt war. In großen Helvetica Lettern war dort zum Beispiel Green TiO2+SnO2 Interference Acrylic Colour zu lesen.

Von diesem Konzept scheint sich die aktuelle Ausstellung thIS This tHIs weit zu entfernen – viel malerischer ja gestischer wirken die neuen Gemälde auf den ersten Blick. Kein Trugschluss, jedoch spielt auch hier die Verbindung von Verbalem und Visuellem eine markante Rolle. Zwar weicht ihre Formgebung von der serifenlosen neutralen Helvetica, die die vorherigen verbal-bildlichen Äußerungen transportierte, ab, doch lässt sich der Titel der Ausstellung bei näherem Hinsehen als Motiv wiederentdecken. Ein weiteres spannendes Detail ist das Spiel mit Groß- und Kleinbuchstaben. Sie nuancieren innerhalb von Kurznachrichten die Aussagen. Was GROSS geschrieben ist, wird so lauter gelesen als klein geschriebene Wörter. So bremst schon die Einladungskarte in ihrer zwischen Groß- und Kleinbuchstaben durchmischten Schreibweise von thIS This tHIs den Lesefluss aus und lädt ein, nicht auf die Aussage, sondern ihren Klang zu achten.

Seiner Auseinandersetzung mit dem Skulpturbegriff gab Heimo Zobernig bei der 56. Biennale 2015 in Venedig eine Form, als er den Österreichischen Pavillon zu einer Gesamtinstallation transformierte, die er in der Folge im Kunsthaus Bregenz und im Museum Ludwig in Köln als Installation, aber auch als Ausstellungsarchitektur zeigte.

Marina Rüdiger