Galerie Bärbel Grässlin

Andreas Slominski
Neue Arbeiten
Sep 8Oct 27 2018

Ein Bild auf einer Staffelei zeigt eine Frau, die vor einer aufgebrochenen Mauer steht, wohl, um über sie zu blicken. Warum steht die Frau auf einem Stapel Ziegel? Die Frage bleibt offen, denn dies ist kein Bilderrätsel, sondern der Beweis dafür, dass wir versuchen, vergangene Handlungen zu lesen, ebenso wie wir ihren Fortgang vorhersehen möchten - selbst aus räumlicher und zeitlicher Distanz. Dieses Bedürfnis und dieses Vermögen zeichnet gute Jäger aus.

Das zarte, handgearbeitete Bild an der Stirnwand der Galerie steht nicht nur in seiner Herstellung, sondern auch in seiner Materialität in größtem Kontrast zu den kapitalen Lagerregalen aus Metall. Der Versuch, auch jene Handlung zu deuten, die zum Aufbau der raumfüllenden, leeren Aufbewahrungssysteme geführt haben mag, lenkt den Blick auf die Details. Auf Langlochungen, in die sich die Zähne der Traversen krallen. Auf Babyregale, die sich zu adulten Regalen gesellen, auf Fassauflagen. Ausbrechende Traversen tummeln sich wie Misteln. Doch die Regale gehen nicht in ihrer Effizienz auf. Sie streben dem Himmel entgegen, ein Hochbett ist zu erkennen, ein Paar Skier nähert sich dem Firmament. 

Auch in seiner dritten Einzelausstellung in der Galerie Bärbel Grässlin treibt Andreas Slominski Massenprodukte in die Evolution. Was diese Werke noch alles gerne wären, wenn man sie nur ließe?

Marina Rüdiger